US-Börsen im Abwärtstrend: Starke Wirtschaftsdaten dämpfen Zinssenkungshoffnungen

Die US-Aktienmärkte stehen vor Handelsbeginn am Donnerstag unter Druck. Nach zwei aufeinanderfolgenden Verlusttagen deuten die Futures auf eine schwächere Eröffnung hin. Ein unerwarteter Rückgang bei den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung sowie die anhaltende Unsicherheit über den zukünftigen Kurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belasten die Stimmung der Anleger.
Robuste Konjunkturdaten erschweren Fed-Entscheidung
Neue Daten vom Arbeitsmarkt zeigen eine unerwartete Stärke: Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sank in der Woche bis zum 20. September auf 218.000, verglichen mit 232.000 in der Vorwoche. Auch die fortgesetzten Anträge gingen leicht auf 1,92 Millionen zurück. Diese Zahlen deuten auf einen weiterhin robusten Arbeitsmarkt hin, was die Argumente für baldige Zinssenkungen durch die Fed schwächt.
Zusätzlich untermauern weitere Wirtschaftsindikatoren die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das zweite Quartal wurde auf eine annualisierte Wachstumsrate von 3,8 % korrigiert, was eine deutliche Erholung nach einem Rückgang von 0,6 % im ersten Quartal darstellt und über den Analystenschätzungen von 3,3 % liegt. Der Fokus richtet sich nun auf die Veröffentlichung des PCE-Preisindex am Freitag, des von der Fed bevorzugten Inflationsmaßes. Ökonomen erwarten, dass die Daten für August einen nachlassenden Preisdruck zeigen, was wiederum Spielraum für eine geldpolitische Lockerung schaffen könnte.
Technologiewerte unter Druck und Sorgen vor überzogenen Bewertungen
Die Futures auf den Dow Jones Industrial Average (YM=F) gaben um rund 0,3 % nach, während die Kontrakte auf den breiter gefassten S&P 500 (ES=F) um 0,5 % fielen. Besonders betroffen war der technologielastige Nasdaq 100 (NQ=F), dessen Futures um 0,6 % sanken.
Die jüngste Rekordrally an den Märkten scheint vorerst gestoppt. Investoren hinterfragen zunehmend, ob der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) die Bewertungen einiger Unternehmen zu stark in die Höhe getrieben hat. Gleichzeitig schwindet der Optimismus bezüglich weiterer Zinssenkungen, da es Anzeichen für Uneinigkeit unter den Entscheidungsträgern der Fed gibt, was die Hoffnung auf zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr trübt.
KI-Giganten NVIDIA und Oracle im Mittelpunkt
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen zwei der einflussreichsten Technologieunternehmen des Marktes: NVIDIA und Oracle. Deren jüngste strategische Entscheidungen verdeutlichen sowohl die enormen Investitionen in den KI-Sektor als auch die damit verbundenen Risiken.
NVIDIA bestätigte Pläne für eine 100-Milliarden-Dollar-Investitionspartnerschaft mit OpenAI zum Ausbau von KI-Rechenzentren. Darüber hinaus gab das Unternehmen eine strategische Kooperation mit Alibaba bekannt, bei der NVIDIAs KI-Software-Stack in Alibabas Cloud-Plattform integriert wird. Während diese Schritte NVIDIAs zentrale Rolle im globalen KI-Ökosystem zementieren, warnen Analysten, dass solch massive Verpflichtungen die Risiken erhöhen. Sollte sich die Nachfrage nach KI-Rechenleistung verlangsamen, könnte die Aktie anfällig für stärkere Korrekturen sein.
Oracle plant derweil die Emission von Anleihen im Wert von 15 bis 18 Milliarden US-Dollar, um seine eigenen KI-Ambitionen zu finanzieren. Die Mittel sollen für den Ausbau der Infrastruktur, mögliche Übernahmen und Aktienrückkäufe verwendet werden. Die Ankündigung ließ die Aktie des Unternehmens um 1 % bis 2 % nachgeben, da Investoren Bedenken hinsichtlich der hohen Neuverschuldung in einer Zeit erhöhter Zinsen äußerten.
Marktausblick: Konzentration der Risiken
Die jüngsten Rekordstände an den US-Börsen wurden maßgeblich von den überdurchschnittlichen Gewinnen einiger weniger Unternehmen wie NVIDIA und Oracle getragen. Diese Konzentration macht die Leitindizes jedoch anfällig für Stimmungsumschwünge. Angesichts bereits gestreckter Bewertungen könnten selbst solide Unternehmensgewinne einen Rückschlag nicht verhindern, da die Anleger die Inflationsentwicklung, die Zinspolitik und die globalen Wachstumsaussichten neu bewerten. Die massiven Investitionen in KI verdeutlichen die Chancen, erhöhen aber auch das Risiko einer Umschichtung in defensivere Sektoren, sollte das Vertrauen in die Technologiebranche nachlassen.