Mietmarkt in der Klemme: Warum ist das Mieten in den Niederlanden so schwierig?
Die niederländische Regierung führt ein Gesetz ein, das überhöhte Mietpreise begrenzen soll. Unter Ökonomen herrscht Uneinigkeit über die Auswirkungen.
Spricht man mit Wohnungsexperten in den Niederlanden, zeichnen viele ein düsteres Bild. Wie in anderen EU-Ländern steigen die Mieten rasant, das Angebot ist knapp, und der Traum vom Eigenheim bleibt für viele unerreichbar. Nach den neuesten Daten des nationalen Statistikamts des Landes stiegen die Mieten im Juli 2024 im Durchschnitt um 5,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist der stärkste Anstieg seit 1993.
Für diejenigen, die sich private Mietwohnungen nicht leisten können, soll sozialer Wohnungsbau eine wichtige Alternative bieten. Die durchschnittliche Wartezeit dafür betrug im Jahr 2023 jedoch sieben Jahre – in Städten mit höherer Nachfrage ist die Wartezeit noch länger. Forschungen des niederländischen Marktforschungsinstituts ABF zeigen, dass in den Niederlanden in diesem Jahr rund 401.000 Wohnungen fehlen.
Engpass im Wohnungsangebot
Der Wohnungsmangel steht im Zentrum des niederländischen Wohnungsproblems, doch Experten verweisen auch auf ein komplexes Geflecht staatlicher Maßnahmen. Balakrishnan Rajagopal, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Wohnen, zog im vergangenen Jahr nach einem elftägigen Besuch auf Einladung der Regierung ein ernüchterndes Fazit. Seiner Einschätzung nach resultiere das Wohnungschaos aus „einer Reihe schlechter politischer Entscheidungen“.
„Wohnen ist ein Menschenrecht“, betonte er. „Wohnen ist keine Ware und kein Akt der Wohltätigkeit von Regierungen oder anderen. Die Niederlande brauchen einen grundlegenden Perspektivwechsel hin zu dieser Anerkennung.“
Gesetz für erschwingliche Mieten
Im Juli dieses Jahres trat das Gesetz für erschwingliche Mieten in den Niederlanden in Kraft. „Dies ist ein großer Meilenstein“, erklärte Hugo de Jonge, damaliger Wohnungsbauminister. Er argumentierte, dass das Gesetz Mieter unterstütze, die mit unbezahlbaren Mieten zu kämpfen haben, betonte jedoch, dass die Vermietung weiterhin profitabel bleiben müsse.
Das Gesetz deckelt Mieten auf Basis eines Punktesystems. Wohnungen werden in drei Kategorien unterteilt: niedrig, mittel und hoch bewertet. Je attraktiver eine Immobilie ist, desto mehr Punkte erhält sie. Kriterien wie Größe, Lage und Verfügbarkeit von Außenflächen fließen in die Bewertung ein. Hochpreisige Mietwohnungen bleiben unreguliert, während für Immobilien in den beiden unteren Segmenten Mietobergrenzen gelten.
Obwohl das Gesetz bereits im Juli in Kraft trat, wird es erst ab dem 1. Januar 2025 vollständig durchsetzbar sein. Dies gibt den Kommunen Zeit zur Vorbereitung. Vermieter, die sich nicht an die Regeln halten, können dann von den Gemeinden mit Geldstrafen belegt werden.
Geteilte Meinungen zur Mietdeckelung
Kritiker des neuen Gesetzes befürchten, dass das Vermieten für Eigentümer weniger profitabel wird. Sollten sich Vermieter entscheiden, ihre Immobilien vom Markt zu nehmen, könnte dies das Angebot weiter verknappen und die Wohnungssuche erschweren.
Klaas Knot, Präsident der niederländischen Zentralbank, sorgte Anfang des Jahres für Schlagzeilen, als er das Gesetz für erschwingliche Mieten kritisierte. „Ich möchte kein politisches Urteil über ein Gesetz fällen, das letztlich vom Parlament verabschiedet wurde. Aber ich sehe die Konsequenzen“, sagte Knot gegenüber der niederländischen Nachrichtenagentur ANP in Washington. Er fügte hinzu, dass es klug wäre, das Gesetz zurückzunehmen.