Saudi-Arabien festigt Macht in der OPEC+ mit neuem Ölvorstoß

Als Prinz Abdulaziz bin Salman vor sechs Jahren das Amt des Energieministers von Saudi-Arabien übernahm, versprach er, auch den kleineren OPEC+-Mitgliedsstaaten Gehör zu schenken. Doch beim jüngsten Treffen des Kartells zeigte sich, dass selbst die mächtigsten Partner dem Kurs Riyadhs kaum noch etwas entgegensetzen können.
Am Wochenende setzte das Königreich durch, dass die OPEC+ zum dritten Mal in Folge eine außergewöhnlich große monatliche Produktionssteigerung beschließt – trotz deutlicher Einwände, insbesondere aus dem Lager rund um Russland. Mit diesem Schritt verfolgt Saudi-Arabien weiterhin eine historische Strategieänderung, die auf niedrigere Ölpreise abzielt.
Die Botschaft ist klar: Wer innerhalb des Bündnisses die vereinbarten Förderquoten nicht einhält, wird zur Rechenschaft gezogen. Gleichzeitig geht es Saudi-Arabien darum, sich wieder größere Anteile am globalen Ölmarkt zu sichern. Damit stellt das Land seinen Führungsanspruch innerhalb der OPEC+ unmissverständlich zur Schau.
Diese aggressive Haltung steht in deutlichem Gegensatz zu den Anfängen von Abdulaziz‘ Amtszeit, als er sich als Vermittler und Teamplayer innerhalb der Gruppe positionierte. Inzwischen aber verfolgt der Energieminister eine deutlich konfrontativere Linie – auch auf die Gefahr hin, langjährige Partner vor den Kopf zu stoßen.
Russland, das sich in den letzten Jahren als enger Verbündeter Saudi-Arabiens innerhalb der OPEC+ präsentierte, zeigte sich in der jüngsten Verhandlungsrunde zunehmend unzufrieden. Dennoch konnte Moskau die Entscheidung nicht aufhalten – ein weiteres Zeichen dafür, wie stark Riyadh inzwischen die Zügel in der Hand hält.
Die dreifache Erhöhung der Fördermenge in so kurzer Zeit hat spürbare Auswirkungen auf die globalen Märkte. Während einige Mitglieder der Allianz um Stabilität und höhere Preise bemüht sind, nimmt Saudi-Arabien kurzfristige Verluste offenbar in Kauf – in der Hoffnung, auf lange Sicht wieder mehr Kontrolle über den Markt zu gewinnen.
Beobachter werten die jüngsten Entwicklungen als Indiz für eine neue Ära innerhalb der OPEC+. Die einstige Balance zwischen Konsens und Führungsanspruch scheint sich zugunsten eines dominanten Saudi-Arabiens zu verschieben. Wie sich diese Machtverschiebung langfristig auf das Bündnis und die globale Energiewirtschaft auswirkt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Zeit der Zurückhaltung in Riyadh ist vorbei.