Zwei Bücher, zwei Perspektiven: Wie Religion junge Menschen und Bestsellerlisten prägt

Verlust der Religion – was steht auf dem Spiel?
Seit 2007 ist weltweit ein markanter Rückgang der organisierten Religion zu beobachten. Zwei neue Bücher nähern sich dieser Entwicklung aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln und mit gegensätzlichen Absichten: Während die britische Journalistin Lamorna Ash das religiöse Leben junger Menschen in Großbritannien erkundet, will der US-amerikanische Kolumnist Ross Douthat seine Leserinnen und Leser aktiv zum Glauben zurückführen.
„Don’t Forget We’re Here Forever“ – eine Reise durch das religiöse Großbritannien
In „Don’t Forget We’re Here Forever: A New Generation’s Search for Religion“ begibt sich Lamorna Ash auf eine dreijährige Reise durch das Vereinigte Königreich. Ihr Ziel: das religiöse Leben einer neuen Generation besser zu verstehen. Die 30-jährige Journalistin besucht unter anderem einen evangelikalen Bibelkurs in London und ein kontemplatives Schweigeretreat bei Jesuiten in Wales.
Ihre Begegnungen sind ebenso vielfältig wie überraschend: Ein psychisch erkrankter Mann, der in der Evangelikalen Bewegung Trost findet; ein atheistischer Quäker, der an einer Klimademo teilnimmt – Schulter an Schulter mit seiner Gemeinde; eine Familie, die sich von ihrer pfingstlerischen Kirche abwendet, weil diese sich zunehmend politisch konservativ ausrichtet. Mit ihrem Buch will Ash nicht nur andere verstehen, sondern auch ihren eigenen anglikanischen Glauben neu entdecken, der sich im Laufe der Recherchen von distanziert zu leidenschaftlich entwickelte.
„Believe“ – eine missionarische Einladung
Ross Douthat, Kolumnist bei der New York Times und bekennender Katholik, verfolgt mit seinem Buch „Believe: Why Everyone Should Be Religious“ ein deutlich offensiveres Ziel: Er möchte seine Leser für den Glauben gewinnen – wenn möglich für den katholischen. Zugleich bemüht er sich, offen für andere Traditionen zu bleiben. Wichtig ist für ihn, dass Menschen überhaupt einen religiösen Weg finden – sei es in der Kirche ihrer Kindheit oder durch die Entdeckung einer neuen spirituellen Heimat.
Douthats Botschaft ist klar: Religion, in welcher Form auch immer, verleiht dem Leben Tiefe, Orientierung und Sinn. Wer ganz ohne Glauben lebt, verschenkt laut Douthat einen zentralen Teil menschlicher Existenz.
Buchmarkt 2025: Romantasy, Thriller und Selbsthilfe dominieren
Neben diesen beiden sehr unterschiedlichen Reflexionen über Religion gibt auch die aktuelle Bestsellerliste Einblick in die Themen, die Leserinnen und Leser 2025 beschäftigen. Laut Circana BookScan sind The Let Them Theory von Mel Robbins (1,76 Millionen verkaufte Exemplare) und Sunrise on the Reaping von Suzanne Collins (1,69 Millionen) die meistverkauften Titel der ersten Jahreshälfte.
Auch das „Romantasy“-Genre feiert weiterhin Erfolge: Alle drei Bände von Rebecca Yarros’ Empyrean-Reihe schafften es in die Top 10. Thrillerfans griffen besonders häufig zu Freida McFaddens The Housemaid und The Crash, die beide stark performten.
Top 10 der meistverkauften Bücher 2025 (bisher)
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The Let Them Theory – Mel Robbins (1.761.538 Exemplare)
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Sunrise on the Reaping – Suzanne Collins (1.688.809)
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Big Jim Begins (Dog Man #13) – Dav Pilkey (500.868)
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The Housemaid – Freida McFadden (490.046)
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Onyx Storm – Rebecca Yarros (449.346)
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Atomic Habits – James Clear (439.849)
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Oh, the Places You’ll Go! – Dr. Seuss (436.000)
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Fourth Wing – Rebecca Yarros (433.116)
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The Crash – Freida McFadden (417.570)
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Iron Flame – Rebecca Yarros (393.786)
Fazit
Ob durch kritische Beobachtung oder missionarischen Eifer – Religion bleibt ein Thema mit großer gesellschaftlicher Relevanz. Gleichzeitig spiegeln die Trends im Buchmarkt eine wachsende Nachfrage nach Orientierung, Fantasie und Spannung. Zwischen Glaubenssuche und Leselust zeigt sich: Das Bedürfnis nach Sinn ist aktueller denn je – sei es im Gebet oder auf den Bestsellerlisten.