Ein prähistorischer Bestattungskomplex, der jüngst in Ostdeutschland entdeckt wurde, liefert neue Einblicke in die Bestattungsrituale der jungsteinzeitlichen Kulturen.
Wie aus einer Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt hervorgeht, haben Archäologen bei Ausgrabungen auf und um einen kleinen Hügel, bekannt als der Eulenberg, einen Bestattungskomplex freigelegt, der über Generationen hinweg von neolithischen Menschen genutzt wurde.
Zwischen 4100 und 3600 v. Chr., als Menschen der sogenannten Baalberger Kultur in der Region lebten, wurden zwei große hölzerne Grabkammern errichtet, die 20 und 30 Meter lang waren und sich in einem Abstand von etwa 700 Metern zueinander befanden. Etwa 1.000 Jahre später, in der Zeit der Kugelamphoren-Kultur (3300–2800 v. Chr.), wurde eine Prozessionsstraße angelegt, die die beiden Gräber miteinander verband. Entlang dieser Straße bestattete man Paare junger Rinder. Später gruben die Menschen einen palisadierten Graben entlang der Prozessionsstraße und vermieden es scheinbar absichtlich, die Rinderbestattungen zu zerstören. In der Nähe gelegene Grabhügel, die in die Zeit der Schnurkeramik-Kultur (2800–2050 v. Chr.) datieren, deuten darauf hin, dass die Landschaft für mindestens 2.000 Jahre als bedeutend angesehen wurde.
Der Fund dieses Bestattungskomplexes unterstreicht die kulturelle und rituelle Bedeutung, die die neolithischen Völker ihrem Totenkult beimessen. Die Konstruktion von groß angelegten Grabkammern, die Errichtung einer Prozessionsstraße sowie die sorgfältige Bestattung von Rinderpaaren spiegeln eine komplexe soziale Struktur und tief verwurzelte spirituelle Überzeugungen wider. Diese Entdeckung bietet den Forschern nicht nur einen seltenen Einblick in die Bestattungspraktiken und den Totenkult der jungsteinzeitlichen Kulturen in Deutschland, sondern sie unterstreicht auch die Bedeutung des Eulenbergs als einen Ort, der über Jahrtausende hinweg eine zentrale Rolle im kulturellen und rituellen Leben der damaligen Menschen spielte.